Wer verstaubte Kostüme, Perücken und abgehobene Sprache erwartete, wurde enttäuscht: In Düsseldorf inszeniert Regisseur Felix Krakau Friedrich Schillers Drama zeitgemäßer. Dafür hat er den Text umgeschrieben, gekürzt und pointiert, um die seines Erachtens brennenden Fragen nach unseren (gesellschaftlichen) Werten, aber auch nach den Grenzen von Engagement und Protest zu stellen und „das Publikum aufzurütteln“.
Der Stoff über einen scheinbar verstoßenen Grafensohn, der sich durch die Intrige seines Bruders animiert fühlt, sich mit Freunden zum Kampf gegen die Missstände zu einer Räuberbande zusammentut, dann aber im Alltag erkennen muss, dass er nicht nur sein privates Glück verraten, sondern sich vor allem auch mit Gräueltaten seiner Bande verrannt hat, trägt den Schwung des Aufbegehrens der Sturm-und Drang-Zeit.
Vor der Inszenierung konnten wir mit der Theaterpädagogin Lena Hilberger arbeiten, uns auf das Stück einstimmen und auf der kleinen Theaterbühne selbst geschriebene Reden wie ein zorniger „Räuber“ vortragen. Reden schwangen dann auch die Figuren auf der Bühne. Die Düsseldorfer Inszenierung konzentriert sich nämlich ganz auf diese Räuberhandlung, blendet den Familienkonflikt und die Liebesgeschichte darüber fast ganz aus. Die Fragen eines Einzelnen, der Hauptfigur Karl von Moor, ob es noch richtig ist, was er tut, werden zu Fragen der Gruppe. Die überlegt am Ende, einen neuen Weg einzuschlagen, und es dieses Mal etwas besser zu machen.
Um die Zuschauer anzusprechen, wurde auch aus dem Zuschauerraum heraus gespielt, wurden viele veraltete Formulierungen modernisiert, dafür zentrale Sätze einprägsam im Chor rhythmisch gesprochen und sogar Lieder wie von den Backstreet Boys gesungen. Es schien fast, als müssten die Schauspieler dabei selber lachen. Ganz anders dann, als sie in der brennenden Stadt spielten – durch ein Bühnenbild unterstrichen, das auch aus herabhängenden und rot leuchtenden Leuchtstäben besteht, die das Feuer zeigen sollten.
Insgesamt: Ein spannender Tag im Zeichen der Kultur!
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