Schulleben am SGB
1. Aufgaben und Bedeutung:
Hartmut von Hentigs Maxime „Mit Kopf, Herz und Hand“ veranschaulicht die Möglichkeiten, die unser Schulgarten als Lernort bietet: Theoretisch erlerntes Wissen, kann durch die Übernahme von Verantwortung und im sozialen Miteinander durch praktische Mithilfe umgesetzt werden. Zu erfahren, dass Salbei antiseptisch wirkt und so bei z.B. Halsschmerzen helfen kann, diesen dann einzupflanzen, zu gießen und zu pflegen und letztlich selbst die pelzigen Blätter und den dumpfen Geschmack auf der Zunge zu spüren, sind drei ganz unterschiedliche Erfahrungsbereiche, die das Lernen im Schulgarten zusammenführen kann und so ganzheitliches Lernen ermöglicht.
Auf den ersten Blick ersichtlich der Nutzen für die im Unterricht theoretisch erlernten Naturwissenschaften: Flächenberechnung nicht allein mit Bleistift und Papier an hypothetischen Projekten, sondern mit Beinmaß oder Zollstock ermessenen Beetflächen, um zu ermitteln wie der finanzielle Gewinn im örtlichen Supermarkt nach der Ernte aussehen könnte. Und welches Geld somit z.B. für den nächsten Klassenausflug erwirtschaftet werden könnte.
Photosynthese nicht durch abstrakte Zeichnungen im Schulbuch zu lernen, sondern im Sonnenlicht selbst an der Pflanze zu beobachten.
Im Ansatz können Erfahrungen im Schulgarten z.B. historisches Wissen um menschliche Erfahrungen, das letztlich mangels eigener Einsicht abstrakt bleiben muss, nachvollziehbar machen. Die Kartoffel im Fokus einer Kurzgeschichte der Nachkriegszeit, die wertvoller als alles Hab und Gut ist? Ein Nachvollziehen und somit auch die kognitive Analyse des Textes kann erst gedanklich eingeordnet werden, wenn Kenntnisse um die Anzucht aus einer Knolle zu einer zarten Grünpflanze mit Mühe, Wärme- Licht- und Wasserbedarf, dem regelmäßigen Pflegen und Jäten des Beetes, den Gefahren für die Pflanze durch Schädlinge und letztlich die mühevolle Ernte der fertig gewachsenen Knollenpflanze vorhanden und nachvollzogen wurde.
Zusammenfassend lassen sich folgende Aspekte darlegen:
Exemplarische Themenanbindung an die Fächer:
2. Beschreibung der Aufgaben und Ziele der Arbeit im Schulgarten:
2.1 Der Acker
Die Aufgaben auf der Ackerfläche richten sich nach den Jahreszeiten:
Ab dem Frühjahr
Der Boden wird, nachdem er im Winter ruhen konnte, umgegraben und so die Mulchschicht in die Erde eingebracht. Dem Boden werden so Nährstoffe zugeführt. Die Erde der Beete wird geharkt und gelockert.
Wege zwischen den Beeten, die sich im Winter gelockert haben, müssen ggf. neu gesteckt und befestigt werden.
Wenn die Zeit des Säens und Pflanzens gekommen ist, werden die ersten Blumen angezüchtet. Einige werden von Klassen in Töpfen vorgezogen bis sie nach den Eisheiligen in den Garten umziehen können.
Später werden diese Blumen zu Schmuck bei Festen und Feiern verwendet; zum Erlernen des Bindens von Sträußen; zum Herstellen und Malen mit Naturfarben.
Die Anzucht von Kräutern kann durch Aussäen von Kräutersamen in der Mitte des Gartens erfolgen. Auch kleine Pflanzen können eingesetzt, gepflegt und verwendet werden. Hierbei kann beobachtet werden wie sich gekaufte und selbst ausgesäte Pflanzen in ihrem Wachstum unterscheiden. Auch, welches Kraut wie und wozu in der Küche verwendet wird, kann in der Koch-AG und im Koch-Unterricht erprobt werden.
Die Pflanzung der Jungpflanzen erfolgt etwa im März/April. Die Jungpflanzen müssen in die Erde gebracht, regelmäßig gepflegt, gewässert und später auch vereinzelt werden. Oberste Aufgabe ist hierbei die Ansprüche des jeweiligen Gemüses zu berücksichtigen und auch mögliche schadhafte Veränderungen zu beobachten, um eine ertragreiche Ernte im Spätsommer und Herbst zu verzeichnen. Das Beobachten des Wachstums, die Entwicklung der Pflanze unter bestimmten Bedingungen ebenso wie die Übernahme von Verantwortung für ein selbst gewähltes Beet steht hier im Fokus des Lernens. Zusammenhänge in der Natur, wie z.B. Pflanze und Insekten zusammenarbeiten, sind darüber hinaus ebenfalls Teil des entdeckenden Lernens auf dem Acker.
Die Bereitstellung eines Beetes für das Fach Biologie eröffnet zugleich die praktische Umsetzung von theoretischem Lernen im Unterricht.
Auch der Zusammenhang von Pflanzenwachstum und Wärme kann praktisch erprobt werden: Die Beobachtung von Pflanzen innerhalb und außerhalb eines Mini-Gewächshauses macht den Effekt eines Treibhauses erfahrbar.
Im Spätsommer und Herbst:
Das Gemüse muss zeitig geerntet werden. Hierbei ist jeweils zu berücksichtigen, was der richtige Zeitpunkt ist und das Wissen um Lagerung und Weiterverwertung wird erweitert.
Der Acker selbst muss nachbereitet werden, indem zum Beispiel eine Gründüngung ausgesät wird, die dem Boden erneut Nährstoffe für eine weitere Pflanzung zuführt.
Auch der Weitervertrieb ist Bestandteil der Arbeit: Möglichkeiten des Verkaufs und Preise müssen ermittelt werden sowie letztlich die angemessene Darbietung und Werbung der Produkte; hierbei ist sowohl der regelmäßige Verkauf an schulischen Terminen wie Elternsprechtag oder Sommerkonzert gemeint als auch die Weitergabe der Produkte durch Nachbarschaftsverkäufe oder die Abnahme durch örtliche Supermärkte.
Blumensamen und -knollen wie die der Dahlien müssen eingesammelt werden und zum Verkauf fertig gemacht bzw. zur Aussaat im nächsten Jahr eingelagert werden.
Nach der Ernte und zum Abschluss des Gartenjahres werden die Beete mit Herbstlaub gemulcht. Dieses wird kniehoch auf die Beete aufgebracht, um sie vor zu starkem Frost, Fäulnis zu schützen und zugleich die Erde durch die verrottenden Blätter mit Nährstoffen zu stärken.
Im Winter:
Grünkohl und Spinat sind das letzte Gemüse, das noch ausreifen muss, bevor es dann geerntet werden kann. Die Inventur, Pflege und Reparatur der Gartengerätschaften beschließt die Arbeit in der Garten-AG.
2.2 Der Kompost
Der Kompost im hinteren Teil des Gartens umfasst etwa eine Fläche von 3×4 Metern und bietet somit ausreichend Platz für drei Parzellen zum Kompostieren. Hier findet auch der verderbliche Müll der Schulmensa seinen Platz und kann so dem Verwertungs-Kreislauf wieder zugeführt werden.
Der Kompost muss je nach Stadium der Zersetzung umgesetzt werden und dient so als nährstoffreicher Dünger für die Jungpflanzen.
2.3 Die Obstbäume und Sträucher
Rund um den Garten wurden Obstbäume und Obststräucher durch Unterstützung der Stadt Bergkamen gepflanzt. Die jungen Apfelbäume werden in den nächsten Jahren noch wachsen müssen, bis ihre Früchte ausreichend Ertrag zur Weiterverarbeitung bieten. Genauso wie die Stachel- und Johannisbeeren sollen die Schülerinnen und Schüler hiervon in ihren Pausen naschen können.
2.4 Garage/Lern-Finca
Die angrenzende Garage im Gebäude der Turnhalle wird derzeit als Stauraum für die notwendigen Gerätschaften und Utensilien zur Gartenarbeit genutzt. Außerhalb an der Garage ist der fürs Gießen notwendige Wasserzugang angebracht.
Langfristig soll eine alternative Lösung gefunden werden, sodass zum Beispiel eine Hütte neben Stauraum auch die Möglichkeit zum Sitzen und Arbeiten bei Regen bereithält.
Dieser Lernraum soll dann eine gartennahe Lernumgebung bieten, auch um zu planen und Beobachtungen festzuhalten, Ergebnisse schriftlich zu fixieren.
3. Weitere Lernbereiche und –Ziele im Schulgarten
3.1 Das Insektenhotel:
Im Rahmen der Naturwissenschafts-AG soll im kommenden Jahr erneut ein Insektenhotel entstehen. Dies kann einen wichtigen Beitrag zur Umwelterziehung leisten, um die Entwicklung und das Verhalten entsprechender Insekten in ihrer Vielheit zu beobachten und zu dokumentieren.
3.2 Ort der Begegnung:
3.3 Klassenbeete:
3.4 Kooperation mit dem Seniorenhaus „Sophia“:
Die Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Seniorenhaus „Sophia“ wäre weiterhin wünschenswert. Insbesondere in den Sommerferien unterstützten diese beim Wässern des Gartens und dem Ernten und Verzehr frischen Gemüses.
Derzeit ist ein direkter Weg als Zugang vom Haus zum Schulgarten durch die Stadt in Planung.
Besonders tragend ist hierbei auch der Gedanke des Mehrgenerationenlernens, der durch den Schulgarten Jung und Alt verbinden soll.
Städtisches Gymnasium Bergkamen
Hubert-Biernat-Straße 1
59192 Bergkamen